Ein zweiter eindrucksvoller Tag in Georgien ist fast um. Mein Kopf ist nicht nur voll mit neuen Impressionen sondern auch leicht benebelt von der Weinverkostung im Traumstädtchen Sighnaghi, der Bauch dahingegen gefüllt mit weiteren Delikatessen der georgischen Küche. In Momenten wie diesen beneide ich mich unsäglich um meinen Job 😉
Der Weinkeller Georgiens: Kachetien
Erfahrungsbericht von Daniela Luschin-Wangail
Und schon geht es raus aus Tbilisi. Nicht weil die Stadt nicht schön war, nein, weil es noch so viel mehr zu entdecken gibt. Trotzdem Georgien flächenmäßig nicht sehr groß ist – knapp unter 70.000km2 -, ist es landschaftlich sehr vielfältig. Mein heutiges Ziel: Kachetien, östlich von Tbilisi an der Grenze zu Aserbaidschan, Tschetschenien und Dagestan.
Kachetien ist insbesondere für seinen Weinbau bekannt und zählt zu den ältesten Weinanbauregionen der Welt. Erste Spuren des Weinbaus datieren zurück bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. Neben Kachetien gibt es noch weitere Anbauregionen, Kachetien ist aber die bedeutendste. Das Klima ist für den Anbau von Weintrauben ideal. Hauptrebsorten sind Rkaziteli, eine weiße Sorte, und Saperawi, eine rote Sorte. Die Besonderheit des georgischen Weins ist seine Herstellung. Weltweit gibt es nur drei verschiedene Herstellungsmethoden – wie ich heute lernen durfte – die europäische, die jüdische und eben die georgische. Die UNESCO hat die georgische Methode sogar zum Weltkulturerbe erhoben. Was die Methode so speziell macht ist die Tatsache, dass der Traubensaft zusammen mit der Maische in riesigen Tongefäßen (Kwewri) bis zum Hals in der Erde eingegraben werden, die mit Holz oder Schieferstein abgedichtet und mit Ton und Asche versiegelt werden.
Dawit Garedscha: Spuren des alten Christentums in Georgien
Vor dem Versinken in diverse Weingeschmäcker durfte ich in eines der ältesten georgisch-orthodoxen Kloster des Landes eintauchen. Das Koster Dawit Garedscha wurde im 6. Jhdt. n. Chr. gegründet und liegt im Höhenzug von Udabno in der ost-georgischen Steppe direkt an der Grenze zu Aserbaidschan. Der Name des Klosters ist auf den Gründervater Dawit, einer der 13 Syrischen Väter zurückzuführen, die die Georgier zum Christentum missioniert haben. Nachdem Dawit in Tbilisi gepredigt hatte, zog er sich in die Halbwüste Kachetiens zurück. Bis heute ranken sich zahlreiche Legenden um sein Leben. So soll er mehrere Tage gebetet haben, als plötzlich in der Nähe des Klosters aus dem Felsen Trinkwasser floss. Die noch heute bestehende Quelle nennt sich „Tränen Dawits“.
In den folgenden Jahrhunderten hat sich das Koster nach und nach erweitert. Weitere zugehörige Teile sind unter anderen Bertubani (heute in Aserbaidschan), Zamebuli, Dodorka, Natlismzemeli, Udabno und Tschitschchituri. Sie befinden sich unweit von Dawit Garedscha und in einem nördlich gelegenen Höhenzug bei der offenen Siedlung Udabno. Dorthin musst du unbedingt wandern, auch wenn der Weg teilweise etwas rutschig und steil ist. Und unbedingt Wasser und Kopfbedeckung mitnehmen. Es kann verdammt heiß werden. Dauer der Rundwanderung ca. 1 Stunde.
Das Kloster musste immer wieder schwere Zeiten aufgrund von Invasoren durchleiden, die in der Enthauptung und Tötung von rund 6.000 Mönchen durch den persischen Schah Abbas im Jahr 1615 gipfelten. Die Zahl 6.000 kann angezweifelt werden, scheint es doch nahezu unmöglich, dass dort wirklich 6.000 Mönche gelebt hatten. Vielleicht spielt etwas Übertreibung mit. Viele waren es in jedem Fall.
In der Sowjetzeit wurde das Kloster geschlossen, erst 1990 wurde Dawit Garedscha wieder als Kloster geweiht.
Und hier noch ein paar Bilder von Dawit Garedscha. Damit darf ich noch ein wenig mein schönes Boutique-Hotel nahe Sighnaghi genießen.