Wir sind ganz oft mit der Frage unserer Gäste konfrontiert, ob sie kleine oder größere Geschenke mit auf ihre Reisen mitnehmen sollen und was denn am Besten wäre. Die Frage lässt sich nicht ganz so einfach beantworten, daher dieser Beitrag.

Soll man Menschen im Gastgeberland beschenken?

Willkürliches Geschenkeverteilen finden wir nicht so toll. Klar, die Intention ist gut, aber wer Menschen, mit denen man in keinerlei Beziehung steht, einfach so aus heiterem Himmel beschenkt, kommt schnell etwas eigenartig rüber. Das hat den fahlen Beigeschmack des patriachalen „reichen Weißen“, der als Retter auftritt und den „Armen“ hilft, ihnen dabei aber abspricht, sich selbst helfen zu können.

Willkürliches Verteilen von Geschenken an Kindern sind kein gutes Signal!

Zum anderen haben solche Geschenkverteilungen – gerade unter Kindern – häufig den Effekt, dass diese zum Betteln verleitet werden. Nicht selten hört man heute sogar in abgelegenen Bergdörfern von kleinen Zwergen im Vorschulalter laute Rufe – „One Pen„, „One Chocolate„, „One Rupee“ und/oder „One Bonbon“ – sobald sie Touristen am Horizont entdecken. Weil in der Vergangenheit (und auch noch in der Gegenwart) manche zu gern Stifte, Schokolade und andere Süßigkeiten oder auch Geld wild an die Kinder am Weg verteil(t)en. Klar kurzfristig gesehen, freuen sich die Kinder, doch langfristig gesehen, mag dies einen nicht unbedingt positiven Lerneffekt auf die Kinder haben – nach dem Motto: „Ich muss nur lieb dreinschauen und etwas betteln, dann bekomm ich Geschenke“. (Ganz davon abgesehen, dass noch immer viele Kinder kaum ihre Zähne putzen und zu viele Süßigkeiten ihrer Zahngesundheit nicht gerade zuträglich sind. Aber das ist ein anderes Thema.)

Also keine Geschenke?

Nein, nicht unbedingt. Geschenke sind ok und als Dankeschön eine überaus nette Geste. Why not? Wenn wir in unserer Heimat zu jemanden eingeladen werden, bedanken wir uns meist mit einem Geschenk für den Gastgeber. So kann man das natürlich auch im Ausland machen. Auf Reisen in Indien ergeben sich oft spontane Einladungen auf einen Tee, zum Essen oder gar zu Festen. Dafür darf man sich natürlich erkenntlich zeigen, hier hat man ja auch eine Beziehung zum Beschenkten geknüpft, bevor man ihn beschenkt. Oder es ergibt sich ein Besuch in einer Schule, da kann man auch Buntstifte oder Fußbälle als Dankeschön übergeben.

Spontane Einladungen im Reiseland bleiben unvergessliche Erlebnisse. Ein kleines Geschenk an die Gastgeber ist nett, aber kein erwartetes Muss.

Ganz häufig fühlen sich unsere Gäste im Lauf der Reise auch mit den sie betreuenden Team-Mitgliedern verbunden und manch einer möchte sich am Ende nicht nur in Form von Trinkgeld bedanken. Das alles ist total ok, wird viel Freude machen und kommt nicht schräg an.

Aber was schenken?

Das ist eine schwere Frage, denn das ist auch immer stark davon abhängig, wen man beschenken will. Meist weiß man vor Reiseantritt nicht, wem man unterwegs begegnet – denn viele Begegnungen sind nicht planbar und ergeben sich spontan. Aber es ist auch nicht notwendig etwas von zu Hause mitzunehmen, man kann auch vor Ort kleine Geschenke besorgen: schnell und im Bedarfsfall. Das stärkt gleichzeitig auch die lokale Wirtschaft und schont die Geldbörse, weil viel günstiger als im Heimatland. Vor Ort weiß man dann eher, was sich evtl. am nächsten Tag ergeben könnte und dein Guide hilft dir gerne bei Überlegungen, was man den Gastgebern schenken könnte. Wenn man bspw. zu Nomaden eingeladen ist, wird er dir raten frisches Obst und Gemüse einzukaufen, da die Nomaden so etwas nicht allzu leicht bekommen.

Was Kindergeschenke angeht, so finden wir Bälle, Puzzles oder andere Spiele und Malstifte bei weitem sinnvoller als Süßigkeiten. Aber wenn es denn mal was Typisches aus dem Heimatland sein soll, dürfen das auch mal Mozartkugeln aus Österreich oder Lakritze aus Finnland sein. Das freut ja auch nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern 😉

Ein Ball ist ein besseres und nachhaltigeres Geschenk als Schokolade und andere Süßigkeiten für Kinder.

Wer am Ende einer Reise gewisse Dinge nicht mehr mit nach Hause nehmen will, kann diese auch im Gastgeberland lassen, wenn sich jemand findet, der sich darüber freut. Eine noch gute Sonnenbrille, die man ohnedies lieber gegen eine neue austauschen wollte, kann man bspw. dem Pferdemann in Ladakh schenken, der durch die starke Sonneneinstrahlung oft mit Augenentzündungen zu kämpfen hat. Eine in die Jahre gekommene, aber noch nicht kaputte Fleecejacke oder Trekkinghose, mag auch einen glücklichen Abnehmer finden. Derlei Geschenke kommen üblicherweise sehr gut an, weil gerade hochwertige Trekkingausrüstung im Gastgeberland meist nicht sehr leicht zu bekommen ist.

Und jetzt das große ABER

Streß dich jetzt nicht mit den großen Geschenk-Fragen: Was soll ich mitnehmen? Wie viel mitnehmen? Wie viel dafür einplanen? Es ist absolut nicht notwendig sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Das Planen einer Reise selbst ist schon anstrengend genug. Geschenke sind kein Muss und werden meist gar nicht erwartet. Ein gut gemeintes Danke mit einem aufrichtigen Lächeln ist mindestens genauso viel wert, wenn sich spontan etwas ergibt, für das man sich nicht materiell bedanken man. Denn:

Das Schönste auf Reisen sind ungeplante und unerwartete Dinge und neue Freundschaften, die nicht auf gegenseitiges Schenken und Verlangen basieren.

Das Schönste auf Reisen sind unerwartete und spontane Begegnungen, doch Geschenke als Dankeschön für die neuen Freunde sind nicht notwendig.

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