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Wer zum ersten Mal ein tibetisch-buddhistisches Kloster betritt wird von der Vielfalt der Buddhas, Bodhisattvas und Gottheiten – zornig, friedlich und vor allem bunt – überwältigt sein. Doch wer ist wer und wie unterscheidet man die einzelnen Persönlichkeiten voneinander? Meist reichen Attribute, Symbole und Farben zu erkennen vor wem man gerade steht. Wir verraten dir, wie du 10 für den tibetischen Buddhismus bedeutende Gottheiten und Buddhas erkennst.

(c) Roland Amon

Das Malen buddhistischer Figuren unterliegt strengen formalen Regeln. Künstlerischer Freiheit kommt kaum eine Bedeutung zu. (c) Roland Amon

10 Buddhas, Bodhisattvas & Gottheiten

Wir haben eine Auswahl an tibetisch-buddhistischen Persönlichkeiten getroffen, die man in fast allen tibetisch-buddhistischen Klöstern und Tempeln findet. Egal ob man in Tibet, Ladakh, Sikkim, Bhutan oder Nepal ist. Manche spielen in einer spezifischen tibetisch-buddhistischen Schule eine größere Rolle und andere wieder sind für alle Schulen gleich bedeutend. Allen gemeinsam aber ist es, dass sie verhältnismäßig leicht zu identifizieren sind.

1. Buddha Shakyamuni – der historische Buddha

shakyamuni

Wer ist das? Buddha Shakyamuni ist der historische Buddha, der ca. 600 vor Christi Geburt gelebt hat und als Religionsbegründer des Buddhismus gilt.

Wie erkenne ich ihn? Buddha Shakyamuni wird meist wenig geschmückt und spärlich bekleidet dargestellt. Typisch sind das blaue Haar und die Erleuchtungserhöhung. Er sitzt im Meditationshaltung (Dhyanasana) und hält in der linken Hand eine Almosenschale. Die rechte Hand berührt die Erde (Erdanrufungsgeste oder Bhumisparsa = Buddha hat die Erde als Zeugin seines unaufhaltsamen Wegs zur Erleuchtung angerufen). Seine zwei Lieblingsschüler flankieren ihn gerne zu seiner rechten und linken Seite.

2. Buddha Maitreya – der Buddha der Zukunft

Maitreya

Wer ist das? Buddha Maitreya ist der Buddha der Zukunft. Im Buddhismus geht man von 5 irdischen Buddhas aus, die jeweils einem der 5 Zeitalter (Kala) zugeordnet sind. Buddha Shakyamuni ist der irdische Buddha des vierten und jetzigen Zeitalters. Buddha Maitreya ist der letzte irdische Buddha im 5. Kala. Als kommender Weltenlehrer soll er die Menschheit wieder zurück zum Buddhismus führen.

Wie erkenne ich ihn? Maitreya hebt sich schon durch seine Sitzhaltung ab – er sitzt in „europäischer Sitzhaltung“ mit den Füßen am Boden. Eine Position aus der man sich schnell erhebt – ein Zeichen dafür, dass er demnächst kommt. Es gibt aber auch Interpretationen, denen zufolge er aufgrund der Sitzhaltung aus dem Westen kommen soll. Manchmal aber wird er auch stehend dargestellt. Darüberhinaus trägt er eine Krone und ist von Blumen umrankt. Die ihm zugeordnete Mudra (Fingergeste) ist das Dharmacakra – die Geste, die für das Rad-der-Lehre-andrehen steht (der Buddhismus wird symbolisch als Rad dargestellt).

 3. Avalokiteshvara – Bodhisattva des Mitgefühls

Avalokiteshvara

Wer ist das? Avalokiteshavara (tib.: Chenrezig) ist der Bodhisattva des Mitgefühls und der Schutzpatron Tibets. Bodhisattvas sind erleuchtete Wesen, die aus Mitgefühl gegenüber den Lebewesen nicht ins Nirvana eingehen und ihnen auf ihrem Erlösungsweg helfen. Der Dalai Lama gilt als Manifestation des Avalokithesvara.

Wie erkenne ich ihn? Es gibt 108 (heilige Zahl im tibetischen Buddhismus) verschiedene Erscheinungsformen des Avalokiteshvara. Eine der häufigsten Darstellungsweisen ist jedoch die obige mit 11 Köpfen und 1.000 Armen. Auf den Handflächen der 1.000 Arme erkennt man das Auge des Mitgefühls. Sein wichtigstes Erkennungsmerkmal ist Buddha Amithaba in seiner Krone oder in der 11-köpfigen Darstellung als letztes Gesicht auf der Spitze des Hauptes.

4. Manjushri – Boddhisattva der Weisheit

Manjushri

Wer ist das? Manjushri ist der Bodhisattva der Weisheit und Literatur. Er ist damit insbesondere für die Gelehrten und Studenten von großer Bedeutung und wird von ihnen mit Bitte um Erkenntniskraft und Gedächtnis angerufen.

Wie erkennt man ihn? Der Bodhisattva ist sehr leicht am Schwert zu erkennen. Das Schwert ist ein Symbol der Weisheit mit dem das Band der Ignoranz und Unwissenheit durchschnitten wird. Ein weiteres wichtiges Symbol ist das Buch, das auf einer Lotusblüte ruht.

5. Mahakala – der Schützer

mahakala

Wer ist das? Mahakala gehört zu den Dharmapalas oder Religonsschützern. Das sind insbesondere alttibetische Geister, Dämonen und Gottheiten, die von Padmasambhava (siehe unten) zum Buddhismus bekehrt worden sind. Man erkennt sie meist an der zornvollen Darstellung. Mahakala ist auf die hinduistische Gottheit Shiva zurückzuführen.

Wie erkennt man ihn? Da es 75 verschiedene Erscheinungsformen von Mahakala gibt, ist das nicht immer leicht. Er steht jedoch meist aufrecht vor einem. In der vorderen linken Hand trägt er eine Schädelschale und in der rechten das Vajra-Hackmesser, mit dem alle negativen, materialistischen Haltungen zerstückelt werden sollen. In den beiden hinteren Händen trägt er einen Dreispitz und einen Stachelstock. Er trägt ein Tigerfell und steht auf zwei ausgestreckten Emanationen seiner selbst und trägt einen Gürtel aus Köpfen. Mahakala hat drei Augen und trägt eine 5-Schädel-Krone, die für die Transformierung der Geistesgifte Haß, Gier, Stolz, Neid und Ignoranz steht. Die grausigen Attribute stehen für die unermüdliche Entschlossenheit, selbst das Schreckliche zu erlösen.

6. Tara – weibliche Gottheit

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Grüne Tara

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Weiße Tara

Wer ist das? Tara (tibet.: Dolma) ist ein weiblicher Bodhisattva. Es gibt von ihr fünf Formen: grün, weiß, blau, rot, gelb. Sie gilt als große Schützerin und bewahrt die Menschen vor den acht großen Lebensgefahren: Stolz, Verblendung, Zorn, Eifersucht, falsche Ansichten, Geiz, Begierde und Zweifel.

Wie erkennt man sie? Die Taras unterscheiden sich vorrangig durch ihre unterschiedliche Fußhaltung. Die weiße Tara sitzt in Meditationshaltung, bei der grünen Tara ruht der rechte Fuß auf einer kleinen Lotusblüte. Bei der weißen Tara findet sich das Auge des Mitgefühls auf der Stirn, den Hand- und Fußinnenflächen. Als weiteres Symbol findet man bei ihrer Darstellung den vollerblühten weißen Lotus (Symbol für den Tag) oder den blauen geschlossenen Lotus (Symbol für die Nacht). Die rechte Hand zeigt nach unten die Geste der Wunschgewährung, die linke nach oben die der Schutzgewährung.

7. Padamsambhava – Guru Rinpoche

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Wer ist das? Padmasambhava (der Lotusgeborene) oder auch Guru Rinpoche genannt ist der historisch faßbare Begründer des tibetischen Buddhismus. Er gilt als Gründer der ältesten Schule des tibetischen Buddhismus, der Nyingma-Schule, ist aber ungeachtet dieser Tatsache für alle Schulen von großer Bedeutung.

Wie erkennt man ihn? Es gibt acht verschiedene Erscheinungsformen, die häufigste Darstellungsform aber ist recht einfach zu erkennen: Er wird sitzend mit einem speziellen Hut mit hochgeschlagenen Ohrklappen und einer Feder an der Spitze dargestellt. Wie kaum jemand in der tibetischen Ikonographie wird Guru Rinpoche mit einem Bart dargestellt. In der linken Hand hält er eine blutgefüllte Schädelschale und in der rechten den Donnerkeil (Vajra). In der linken Armbeuge hält er den magischen Stab, meistens mit flammender Dreizackspitze. 

8. Palden Lhamo – wilde Schützerin

paldenlhamo

Wer ist das? Palden Lhamo ist eine alttibetische weibliche Schutzgottheit. Sie ist die einzige weibliche Gottheit der 8 Dharmapalas. Sie wird insbesondere von den Gelugpas (Gelbmützen) verehrt und gilt als Schutzpatronin Lhasas und des Dalai Lama. Sie ist die zornvolle Manifestation der Tara.

Wie erkennt man sie? Palden Lhamo reitet auf einem Maultier durch ein Meer aus Blut. Sie wird schwarz-blau, mit hängenden Brüsten, flammenden Augenbrauen und Schnurrbart (nicht gerade weiblich 😉 ) dargestellt. In ihrer Hand trägt sie die Schädelschale ihres Kindes, das einer inzestuösen Verbindung entsprungen ist. Um ihren Körper ist eine Schnur aus 15 abgetrennten Köpfen geschlungen. An ihrem Nabel befindet sich eine Sonnenscheibe.

9. Tsongkhapa – Religionsgründer

tsongkhapa

Wer ist das? Auch Tsongkhapa ist eine historisch belegte Person. Er ist der Gründer der letzten, der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus: der Gelugpa.

Wie erkennt man ihn? Tsongkhapa ist sehr einfach zu erkennen – er trägt die den Gelugpa vorbehaltenen gelbe Mütze, die Hände in der Dharmacakra-Mudra (Geste des Rad-der-Lehre-Andrehens), zu seiner rechten und linken Seite jeweils in einem Lotus finden sich das Schwert (als Symbol der Weisheit) und das Buch.

10. Vajrapani – Bodhisattva der Macht

vajrapan

Wer ist das? Vajrapani ist der Bodhisattva der Macht und wird gerne mit Avalokiteshvara (Mitgefühl) und Manjushri (Weisheit) dargestellt.

Wie erkennt man ihn? Vajrapani wird meist als Dharmapala in seiner zornvollen Manifestation dargestellt. Er trägt ein Tigerfell und in der linken Hand eine Fangschlinge, mit der er die Widersacher des Buddhismus einfängt und fesselt. In der rechten Hand trägt er den Dorje und auf seinem Kopf eine Krone. Seine Gestalt ist von Flammen umrankt.

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