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Sie ziehen an deinem Shirt, blicken dich mit großen Augen an, die eine Hand bittend ausgestreckt, die andere zum Mund, die Worte „Chapati! Chapati! Madam, please!“. Es tut weh, wenn Kinder, die noch nicht mal das Schulalter erreicht haben, halbnackig und schmutzstarr auf der Straße stehen, und dich mit großen dunklen Augen um Geld bitten. Man muss weder Mutter noch Vater sein, um den Wunsch diesen armen Kleinen zu helfen zu verspüren. Warum du aber trotzdem nicht in die Geldtasche greifen solltest, wollen wir dir hier erklären.

Indien zählt zwar zu jenen Staaten, die ein rasantes wirtschaftliches Wachstum verzeichnen, trotzdem aber sind Armut und das Betteln Probleme, die es noch zu lösen gibt. Neben den großen Gewinnern des Aufschwungs gibt es eine unüberschaubare Schar an Menschen, die davon nicht profitieren.

Was du übers Betteln in Indien wissen solltest

Wir wollen die Armut nicht wegreden. Sie ist da, schlimm und muss bekämpft werden. Den Bettlern aber Almosen zu geben, ist kein Ausweg aus der Armut, vielmehr lebt es von dem Unterschied zwischen arm und reich.

Hinter fast allen Bettlern stecken organisierte Banden. Um in einem bestimmten Territorium betteln zu dürfen, müssen Bettler einen Großteil ihrer Einnahmen an Bandenchefs übergeben. Ihnen selbst bleibt davon kaum etwas. Häufig sieht man auch verkrüppelte, blinde oder kranke Bettler. Solche, die mit offenen Wunden um Geld bitten, das sie angeblich für die medizinische Versorgung brauchen. Doch viel zu oft sind sie selbst oder von einem Bandenchef zugefügt, um mehr Almosen lukriieren zu können.

(c) Josef Reifenauer

Gerade bettelnden Kindern nichts zu geben fällt schwer. (c) Josef Reifenauer

Oft sieht man auch Frauen, die mit (fast immer schlafenden) Babies um Geld betteln, damit sie es füttern können. Du solltest aber wissen, das diese Babies häufig „gemietet“ werden und schlimmer noch mit Narkotika, die häufig Langzeitfolgen nach sich ziehen, zum Schlafen und Stillhalten gebracht werden.

Wenn du Geld gibst, hälst du das System aufrecht

Bettler sind immer dort, wo auch Touristen sind. Sie wissen, wie sie an dein Gewissen appelieren und selbst wenn du es schaffst nichts zu geben, bleibt irgendwo das Gefühl, das man doch etwas tun müsse. Doch was passiert, wenn jeder Tourist jedem Bettler etwas gibt? Das Betteln wird zu einer noch lukrativeren Einnahmequelle, die großen Bosse dahinter wachsen an Reichtum und schaffen weitere Bettler heran, die größere Profite erwirtschaften sollen.

Was also tun?

  1. Gib bettelnden Menschen nie Geld. Pass auf, manche sind auch sehr einfallsreich, bspw. bitten „Mütter“ mit Babies gerne darum ihrem Kind doch Milchpulver in einem nahen Geschäft zu kaufen. Was man eher macht, als Geld zu geben. ABER die Frau arbeitet mit dem Geschäftsinhaber zusammen, das Geld wird geteilt und das Milchpulver bleibt im Geschäft.
  2. Unterstütze lokale NGOs, die Kinder von der Straße holen. Das ist nachhaltig und bringt so viel mehr, als ihnen 10 oder 20 Rupien zuzustecken. (Am Ende findest du ein paar Links zu NGOs, die mit bettelnden Kindern arbeiten)
  3. Wenn du etwas geben willst, dann Essen, das du gekauft hast oder auch etwas Zeit (das klingt vielleicht lächerlich, aber ein Kind, das tagein tagaus bettelt, freut sich über ein paar freundliche Worte und ein Späßchen, das man mit ihnen macht).

Mach Kinder nicht zu Bettlern

Vielerorts trifft man auch auf Kinder, die gar nicht arm oder hungrig sind und einfach nur zum Spass betteln. Weil sie gelernt haben, dass Touristen gerne Süßigkeiten oder andere kleine Geschenke (Stifte usw.) wahllos verschenken. Wir verstehen, dass es wirklich gut gemeint ist, aber es ist auch so, dass man den Kindern so beibringt zu betteln. Viele verlieren die Freude an der Schule und laufen lieber den reichen Gästen hinterher und schreien laut und frech nach „one pen“, „one chocolate“, „one bonbon“ oder gar nach „one rupee“.

Geschenke sind ok, aber schau, dass du sie nur Menschen gibst, zu denen du auch Bezug hast, dh wenn du bei einer Bauernfamilie zum Tee eingeladen bist und den Kindern des Hauses ein kleines Dankeschön zukommen lässt, oder im Rahmen des Besuchs einer Schule.

Exkurs Ladakh: Importierte Bettler

(c) Markus Brixle

Sehenswürdigkeiten ziehen nicht nur Touristen, sondern auch Bettler an

Seit einigen Jahren werden zu Beginn der Reisezeit in Ladakh viele organisierte Bettlerbanden nach Ladakh gebracht (teilweise sogar im Flugzeug!!!). Diese betteln dann in Leh oder am Eingang zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Am Ende der Saison werden sie zu einem anderen lukrativeren Ort gebracht. Ladakh selbst hat so gut wie keine Bettler, niemand in Ladakh lebt auf der Straße. Bitte gib keinen Bettlern in Ladakh Geld! So hart sich das anhört, aber diese armen Menschen sind nicht aus Ladakh und wurden von gierigen Bandenbossen des Profit wegens dorthin gekarrt.

Sinnvoll helfen:

Die folgenden NGOs haben es sich zum Ziel gemacht, bettelnden Kindern eine Zukunftsperspektive zu geben:

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